von Jörg Streese

Heeresversuchsanstalt Peenemünde

Heeresversuchsanstalt Peenemünde

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Published on August 3rd, 2010 @ 18:22:39 , using 623 words,
Heeresversuchsanstalt Peenemünde
Heeresversuchsanstalt Peenemünde
Heeresversuchsanstalt Peenemünde


Heute also Peenemünde, d.h. das, was von der Heeresversuchsanstalt heute noch übrig ist.

Mit der kleinen Fähre von Köslin nach Peenemünde - und ich ging davon aus, dass die letzte Fähre gegen 20:00 laut Hafenmeister fahren würde. Das aber sollte dann zum Schluss noch eine kleine Überraschung werden.

Ich hatte von Peenemünde und der dort entwickelten V2 nur sehr vage und zudem falsche Vorstellungen. Vor allem über die Größe dieser Forschungs- und Entwicklungsanlage. Sie erstreckt sich über den gesamten Norden der Insel Usedom, ein Gebiet von ca. 25 Quadratkilometern, das übersät war mit Gebäuden und Forschungsanlagen, einer eigenen S-Bahn, die zu den Arbeitszeiten 4000 Arbeiter und ca. 700 Angestellte befördern musste und einem Steinkohle-Kraftwerk, das das modernste der damaligen Zeit war. Das Projekt stellte das größte damalige Technologiezentrum der Welt dar - und wurde damit zur Geburtsstelle der Weltraumfahrt. Zugleich war es das Zentrum eines militärisch-industriellen Komplexes, denn nur durch die Zuarbeit von vielen kleinen und mittelständischen Spezialbetrieben konnten die Forschungs- und Entwicklungsleistungen aufgebracht werden, die mit der Entwicklung einer weltraumfähigen flüssigkeitsbetriebenen Rakete verbunden waren, die aus mehr als 20.000 Einzelteilen betstand. Dabei waren richtungsweisende Entwicklungen notwendig: Wie die notwendigen Sauerstoff- und Alkoholmengen innerhalb des Verbrennungsprozesses gepumpt werden können, wie die Temperaturdifferenzen zwischen + 480 Grad und + 180 Grad materialmäßig bewältigt werden und vor allem wie die Steuerung der Rakete aussehen kann, einschließlich der Lenkung des Feuerstrahls, der 2700 Grad heiß war.

Und ich hatte gedacht, na ja, also das war der Versuch, mit der Entwicklung dieser "Wunderwaffe" dem Krieg noch eine andere Wendung geben zu können und habe es immer als noch in der Entwicklung verstanden. Das aber die V2 längst in Serie gebaut wurde und ca. 900 dieser Raketen auf London abgefeuert wurden und unter der Bevölkerung Angst und Schrecken und Tot verbreitete , weil es gegen diese Waffe keine Abwehrmaßnahmen geben konnte, weil sie die Strecke von 300 Km in 5 Minuten bewältigte, diese Erkenntnis habe ich erst hier bekommen.

Und die gesamte technisch-wissenschaftliche Belegschaft, von Werner von Braun angefangen, wusste über die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen der KZ-Insassen, die hier und vor allem im KZ "Dora" Mittelbau ihr Leben für den Bau dieser Waffe lassen mussten.

Aber nach dem Krieg haben sich die Westmächte und die Sowjet-Union an dem hier entwickelten Wissen  und an den beteiligten Mitarbeitern gütlich getan: Frankreich baute seine Raketenforschung mit deutschen Fachleuten auf, die Amerikaner sowieso und auch die Sowjetunion  - sie alle bauten auf der hier entwickelten Raketentechnik auf und statteten sich mit den Fachleuten aus Deutschland aus.

Das Bild zeigt die Kraftwerkhalle.

Das Museum selbst ist ausgesprochen ästhetisch und wie ich finde gelungen und und man darf nicht dem Bedürfnis nachgehen, alles lesen und würdigen zu wollen, es ist einfach zu viel.

Als ich dann gegen 18:00 zum Fähr-Anleger zurück schlenderte, musste ich zu meinem Entsetzen dort lesen, dass die letzte Fähre gerade eben weggefahren ist - ohne mich.

Was tun?

Hier ein Zimmer nehmen, konnte ich nicht, denn soviel Geld hatte ich nicht dabei, und meine Scheckkarte war auf MISS SOPHIE. Ein Taxi würde noch teurer werden. Eine Nacht draussen zu verbringen, würde vermutlich mit einer Lungenentzündung enden.

Gab es noch weitere Möglichkeiten? Ich setzte mich erst mal an den Kai und überlegte. Vielleicht einen der Fischer fragen, ob er mich übersetzt. Da sah ich ein kleines Schlauchboot in den Yachthafen einfahren, ein Vater mit Tochter uind Sohn. Ich sofort losgelaufen und ihnen mein Problem geschildert.

Ja, das kriegen wir schon hin. Wir sollen uns hier nur mal eben umgucken und sind in einer halben Stunde wieder da.

Na Wunderbar.

Nach einer halben Stunde waren sie dann auch da und wir schipperten los - und wohin fuhren sie?

Zu ihrem Schiff, und das lag inzwischen direkt neben MISS SOPHIE.

Salat, Tortiglioni mit Pesto und Parmesan und einen roten Pfälzer Landwein und dazu Dieter Wellershoff: Der Liebeswunsch - (bis früh am Morgen)

 

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