von Jörg Streese

03.06. Kolobrzeg

03.06. Kolobrzeg

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Published on Juni 8th, 2011 @ 15:37:43 , using 555 words,
03.06. Kolobrzeg

 

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Ich kann mein Schiff nicht verlassen, weil ich hier vermutlich nicht liegen darf.

Es ist gutes Wetter, der Wetterbericht sagt NE bis E 3 voraus, aber das ist genau die Richtung, in die ich muss und also beschliesse ich, den zweiten Teil meiner Kajüte zu lackieren: Die Trennwand, die Tür, die Kojenunterzüge und noch ein paar Kleinigkeiten.

Danach polstere ich meinen Ausreitesitz neu und bringe an den Segeln Trimmfäden an und bau mir einen Handgriff für die Pinne.


Ich bin sehr zufrieden mit mir.


Am späten Nachnmittag kommt dann die Aufforderung, meinen Platz zu verlassen. Nach einigem Suchen finde ich dann einen Platz an der Pier, bezahle beim Hafenmeister 15 Sl (4 EUR) und kann jetzt auch mein Schiff verlassen, weil ich jetzt hier offiziell anerkannt bin. Ich bin hungerig, habe keine Lust zu kochen und schau mal, was ich auf meinem Weg in die Stadt finde.


Gleich um die Ecke ist ein nett ausehender Holzbau mit Tischen unter Bäumen und die Bedienung ist ausgesprochen freundlich und ich bleibe.


Am Nebentisch ist eine junge Frau mit zwei älteren Herrn im Gespräch und ihr zweieinhalb-jähriger Sohn ist auf der Suche nach Beschäftigung. Große Auchen schauen mich interessiert und fragend an. Ich lächle zurück. Das nimmt er als Aufforderung, zu mir an den Tisch zu kommen. Und er bringt etwas mit. Einen Stein. Den legt er mir ganz vorsichtig und zögernd ganz an den Rand meiner Bank. Ich schaue den Stein an, dann ihn, dann nehme ich mir ganz langsam den Stein, beschaue ihn mir und legen ihn dann ein deutliches Stück näher zu mir auf die Bank.


Der Kleine durchschaut sofort das Spiel, das ich nun mit ihm anfangen werde. Er lacht und nimmt den Stein und legt ihn ein kleines Stück näher zu mir. Ich nehme ihn und lege ihn noch ein kleines Stück näher zu mir. Der Kleine quietsch vor Vergnügen und so spielen wir dieses Spiel, bis er zu mir auf die Bank klettern muss und nun neben mir sitzt.


Dies Spiel geht nun nicht mehr. Aber es hat ja auch sein Ziel erreicht.


Er zeigt auf meine Sonnenbrille. Ich nehme sie und setze sie mir auf, gucke ihn an und setze sie ihm dann auf, das heißt, ich halte sie so vor seine Augen, als würde er sie tragen. Er quietsch.


Dann entdeckt er auf der Bankrückwand kleine Durchbrüche und er beginnt, die Hand mit dem Stein da durchzustecken. Jetzt komme ich von einem anderen Durchbruch ebenfalls mit meiner Hand ihm entgegen und er gibt mir den Stein. Quietschen.


Jetzt fällt mir nur noch das „ich bin schneller“-Spiel ein: den Stein auf den Tisch legen und als er ihn nehmen will, ihn ganz rasch selbst zu greifen. Quietschen. Nochmal. Quietschen. Nochmal und nochmal und nochmal – und dann bin ich deutlich zu langsam und er hat ihn.

Inzwischen fängt seine Mutter eindrücklich an, ihn zu sich zu rufen, wohl weil sie loswill und ich unterlasse jetzt weiteres Spiel und zeige auf seine Mutter, die aber freundlich zu mir lächelt.

Machs gut Kleiner.


Abends fange ich an, mich mit der Segeltrimmtechnik zu befassen. Ein paar Dinge muss ich noch dafür installieren. Z.B. für die Großschot eine Trevellereinrichtung, die schon vorhanden ist, aber so eingerichtet werden muss, dass ich sie leicht bedienen kann. Aber wir haben ja Zeit, denn morgen bleibt der Wind auf E.

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