von Jörg Streese

Auf der Suche nach dem Sommer - Irrfahrt von Inkoo nach Box Brygga

Auf der Suche nach dem Sommer - Irrfahrt von Inkoo nach Box Brygga

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Published on Juli 13th, 2012 @ 16:50:33 , using 857 words,
Auf der Suche nach dem Sommer - Irrfahrt von Inkoo nach Box Brygga
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Auf der Suche nach dem Sommer - Irrfahrt von Inkoo nach Box Brygga
Auf der Suche nach dem Sommer - Irrfahrt von Inkoo nach Box Brygga
Auf der Suche nach dem Sommer - Irrfahrt von Inkoo nach Box Brygga
Auf der Suche nach dem Sommer - Irrfahrt von Inkoo nach Box Brygga
Auf der Suche nach dem Sommer - Irrfahrt von Inkoo nach Box Brygga

 

Der Tag fing mit dem Ungemach von Regen an und mit Ungemach sollte es auch erstmal weitergehen.


Kaum war der Regen vorbei, legte ich ab und – saß fest.


Ich war wohl ein bis zwei Meter neben die ausgetonnte Fahrrinne geraten – und schon saß ich auf - zum Glück auf Sand.


Erstmal orientiert und dann den Motor auf halbe Kraft, zurück auf die Fahrrinne ausgerichtet und dann angefangen, MISS SOPHIE durch schaukeln freizubekommen, was dann auch bald gelang, weil ich mit ganz sanfter Fahrt aufgekommen war.


Trotzdem Puhhhh.


Ich wollte zu einem kleinen Anleger, auf meiner finnischen Seekarte mit der Nummer 251 versehen, der mir von den finnischen Seglern, die mir letztes Jahr auch meine erste Anlegestelle empfohlen hatten. Der lag in einem kleinen verwinkelten Fjord auf der Insel (Schäre) Älgsjölandet, der aber eine Stelle hatte, die in meiner Seekarte mit einer Wassertiefe von nur einem Meter gekennzeichnet war. Zwar sagten sie dazu, einen halben Meter sei immer eine zusätzliche Toleranzbreite und ein halber Meter wegen unterschiedlichen Wasserspiegel – aber nach meiner Erfahrung heute Morgen und der Vorstellung, dort nicht etwa Sand im Untergrund zu haben, sondern Schärenfelsen, etwas mulmig zumute.


Als ich langsam vor dem sehr geheimnisvoll und lockend anmutenden Eingang vorbeischipperte, noch mit mir uneins, ob ich es wagen sollte oder nicht, kam gerade eine Marieholm aus dem Fjord, die etwa mein Tiefgang hat und ich ging auf meine langsamste Geschwindigkeit, sie zum Überholen zu nötigen und sie dabei nach der dortigen Wassertiefe zu befragen. Aber sie drehten leider zu dem kleinen Anleger mit Tankstelle ab und ihnen hinterher und dort auch anlegen, dazu hatte ich keine Lust.


Die Frage war, was jetzt.


Ich hatte mir neben der Fahrtroute (auf der Seekarte der gelbe breite Strich quer über die Seekarte) auf der kleinen Schäre Skataholmama einen Anlegesteg ausgesucht (257). Da ich aber das zur Seekarte zugehörige Hafenhandbuch, hier in Finnland natürlich ein telefonbuchdickes Handbuch, noch nicht besorgen konnte (u.a. war ich deshalb nach Inkoo gesegelt), in der alle diese in den Seekarten lediglich mit einer Zahl versehenen Anlegestellen mit Hafenkarte und allen Daten und Angaben enthalten sind, konnte ich diese Stelle nur auf gut Glück anlaufen.


Vorher musste ich noch eine Untiefe umschiffen, die mit Kardinaltonnen bezeichnet war und ich musste erst lange nachdenken, bis mir klar wurde, wie ich diese Stelle, die mit einer Osttonne und einer Südtonne bezeichnet war, zu passieren hatte.


Dann suchte ich diese kleine Anlegestelle – und fand sie nicht.


Nun, meine finnische Seekarte ist 15 Jahre alt – da kann eine solche Anlegestelle auch schon mal aufgegeben werden.

Die Frage war aber jetzt, wo dann hin – und ich gebe zu, ich hatte mir diese Frage vorher nicht gestellt.


Auf der auf der Karte gelb eingezeichneten Fahrstrecke gab es jetzt erstmal keine weiteren Anlegestellen – ausser einigen Ankerplätzen, zu denen ich aber keine detailierteren Angaben hatte.

Noch mal in die Karte geguckt. Und noch mal einen Blick in die Runde.


Da waren einige große Yachten dabei, in den zweiten, inneren Schifffahrtsweg einzulaufen (auf der Karte mit dem Kugelschreiber gekennzeichnet), auf dem ich auch einige Anlegemöglichkeiten verzeichnet fand und ich entschied, ihnen hinter her zu gehen.


Bei der ersten Stelle fand ich nur Motorboote. Ist aber auch verständlich, denn das war jetzt Festland und jeder, der hier ein Häuschen auf einer der Schären hat, und das sind Tausende, braucht dafür solch eine Stelle, wo er sein kleines Motorboot liegen hat, mit der er auf seine Schäre schippern kann.


Also weiter.

Auch die zweite Stelle war solcher Art und nicht sehr ansprechend.


Auch die dritte Stelle, Box Skargardsboden, war ein bischen ähnlich, aber da lagen wenigsten zwei Segelboote und da machte ich dann fest, gegenüber der Schule, und weil diese Region Box heisst, heisst die Schule Box-Skola. Was mich zunächst sehr verwunderte, in dieser Gegend eine Box-Schule vorzufinden - und vorher las ich wegen der Abdeckung durch einen Busch: Boy-Skola, was ich ueberhaupt nicht verstand, weil Koedukation in Finnland ist.


Ist aber doch ganz nett hier, alle sehr freundlich, aber halt ein funktioneller Hafen für Schären-Hausbesitzer, die hier ihr Zubringerboot liegen haben.

Weil es hier keine Duschen gibt, nehme ich heute eine Dusche im Cockpit aus meinem solar-shower-Sack, der draussen lag und bei mehr oder weniger bedecktem Himmel mir in weniger als 4 Stunden angenehm warmes Wasser über den Körper rinnen lässt. Wunderbar. So werde ich das in Zukunft immer machen. Habe dafür extra naturfreundlich abzubauende Spezialwaschlotion gekauft.

Und eigentlich ist das hier wirklich ganz nett. Keine Touries. Auch keine Wassertouries, sondern alles kleine Leute, die hier ihr Boot zu ihrem Wochenendhäuschen liegen haben, alle freundlich grüssend, mit denen man (mit den jüngeren) auch ein bischen smalltalk auf englisch machen kann (und die in de Regel hervorragend gut englisch sprechen) und ich glaube, hier bleibe ich ein bischen, nachdem nun auch die Sauberkeitsfrage geklärt ist.

Und jetzt geht mir auch auf, was hier bei den Häusern so angenehm anders ist: Diese Häuser hier haben keine Vorgärten, also keinen abgegrenzten Bereich, mit dem demonstriert wird: Hier beghinnt mein Reich - Draussenbleiben! sondern stehen einfach so im Gelände ohne Zäune, die man hier nicht zu kennen scheint.


Aber wo ist der Sommer in diesem Jahr? Hier zumindest nicht.

1 Kommentar

Kommentar von:
lothar.jentzsch

Lieber Jörg! Nirgends in Europa! Wir werden den Sommer morgen erst einmal in Nordirland suchen fahren. Und Umwege können manchmal auch Gutes bringen…Siehe Deine letzte Fahrt! Liebe Grüße, Lothar

15.07.2012 @ 21:35


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