von Jörg Streese

Wahnsinn: Segeln wie im Traum: Nach Kuivasto

Wahnsinn: Segeln wie im Traum: Nach Kuivasto

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Published on August 23rd, 2013 @ 07:14:00 , using 894 words,
Wahnsinn:  Segeln wie im Traum: Nach Kuivasto
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Wahnsinn:  Segeln wie im Traum: Nach Kuivasto
Wahnsinn:  Segeln wie im Traum: Nach Kuivasto

 

2013_08_23

Dirhami nach Kuivasto

Wahnsinn: Segeln wie im Traum

 

Da für den nächsten Tag Nord 5-6 angesagt waren, wurde es für mich ein Hafentag – und die 6 Windstärken orgelten dann auch um unsere hier liegenden Schiffe.

Aber für den Freitag war Nord 5, abnehmend 4 vorausgesagt – und das habe ich dann wahrgenommen.

Morgens um 9 habe ich schon im Hafen die Fock gesetzt und los ging es.

Wolkenloser Himmel, Traumwetter, und weil die 5 Windstärken aus Nord kamen und mein Kurs Süd war, und zwar den ganzen Tag lang bis zum Schluss, sollte es bei diesem Segel auch bleiben und das war gut so, denn es brachte MISS SOPHIE auf 5, dann 6 Knoten und manchmal war auch eine 7 dabei.

Also: das war Traumsegeln. Besser kann man es gar nicht haben.

Aber ich hatte mir für diesen Tag auch viel vorgenommen.

Ich wollte, wenn es denn möglich war, bis Virtsu kommen, der Hafen der am nördlichen Eingang des Rigaer Meerbusens liegt. Denn für den nächsten Tag war ebenfalls Nord angesagt und ich muss dringend zurück, denn meine Arbeit beginnt in Bremen Anfang September.

Und das sind rundgerechnet 65 Seemeilen, was bei 5 Knoten Geschwindigkeit, die aber ja nicht immer durchzuhalten sind, schon mal rechnerisch 13 Stunden sind, die ich bei dem generellen achterlichen Kurs an der Pinne sitzen muss und sie auch nicht einen Moment lang verlassen kann.

Und Moment ist hier ernstgemeint: keine 20 Sekunden, denn dann läuft das Schiff aus dem Wind.

Also muss die karge Verpflegung für diesen Tag in die Plicht: Studentenfutter, Äpfel, Karneelbrötchen, die trocken wie Knäckebrot sind (wichtig, weil ich kann in diesen 13 Stunden praktisch nicht pinkeln gehen, außer ich drehe MISS SOPHIE bei, was einfach eine heftige Fahrtunterbrechung ist), eine kleine Thermoskanne mit Tee, eine Flasche Energydrink und eine Flasche Wasser.

Und das alles nur spärlich genutzt, weil: siehe oben.

Aber bei einem solchen Kaiserwetter und bei dieser für mich geradezu geschaffenen Windrichtung und Stärke, auf die ich zwei Wochen lang gewartet habe, muss das jetzt einfach sein.

Für diesen Tag hatte ich mir einen neuen Kurs ausgesucht, den ich im letzten Jahr nicht gesegelt war, weil ich ihn für zu kompliziert und auch nicht unproblematisch von der Wassertiefe her hielt.

Er verläuft von Nord kommend zwischen der Insel Vormsi und dem Festland auf die alte Stadt Haapsalu zu, biegt dann aber auf das Muhu-Fahrwasser ab, das zwischen den Inseln Hiiumaa und Muhu und dem Festland verläuft.

Dieser Teil aber ist sehr flach. Generell etwa 2 bis 5 Meter tief und deshalb mit teilweise sehr eng betonnten Durchfahrten versehen.

Und da mir der Skipper der neben mir liegenden großen Yacht gestern in Dirhami gesagt hatte, dass er auf diesem Weg hier hergekommen sei und er einen Tiefgang von zwei Meter hat, dachte ich, das für MISS SOPHIE mit ihren Einmetervierzig da wohl Platz genug ist.

Und diese Entscheidung war richtig.

Denn ich liebe es, relativ nah an Küsten lang zu segeln, also so, dass man im Prinzip die Äste von den Bäumen greifen kann (als Bild gebraucht).

Und das alles so hautnah miterleben zu können, weil ich die ganze Zeit auf der hohen Kante beim segeln saß, das ist schon ein richtiges Sonntagsfest.

Als ich dann Haapsalu passiert hatte und den ihr zugehörigen Fähr-Hafen, der eine kleine Marina hat, war es 14:00 Uhr und ich entschied, gleich weiter zu segeln nach Virtsu, das am nördlichen Eingang des Rigaer Meerbusens liegt. Das sind nochmal ca. 25 Seemeilen, dass heißt bei diesem Wind noch einmal ca. 6-7 Stunden.

Das Fahrwasser hier ist aber sehr viel großzügiger als das vorherige, obwohl die Wassertiefe nicht wirklich so ganz anders ist.

Aber hier handelt es sich schon um eine Meeresdurchfahrt, weil es die entsprechenden Dimensionen hat: an der breiten Stelle sind es 10 Seemeilen, während meine Durchfahrt eine Seemeile war und das Fahrwasser sehr eng entlang der Küste der Insel Vormsi verläuft.

Übrigens habe ich hier ein Seeadlerpärchen gesehen, die über dem Wasser ihre Kreise zogen.

Die ganze Zeit zog mich meine Fock, während ich hinten auf der hohen Kante saß, ab und zu ein Karneelbrötchen knabberte und dieses Segelerlebnis einfach genoss.

Aber ich gebe zu, langsam konnte ich eine Pause gebrauchen.

Die war aber noch in weiter Ferne.

Gegen 19:00 Uhr näherte ich mich Virtsu und rechnete mir aus, wann ich da wohl fest bin, denn meine Überlegung nach Virtsu zu gehen, war nicht nur der Übernachtungspreis, sondern dass es da in 100 Meter Entfernung einen Supermarkt gab und ich schon seit Tagen auf dem Trockenen saß.

Als ich dort um 20:00 Uhbr an kam, musste ich feststellen, dass der so wunderbar in der Broschüre der ihn betreibenden „SL MARINAS“ beschriebene Liegeplatz ein einziger Schrotthaufen war, der zu dem noch dem Nordwind recht ungeschützt ausgesetzt war.

Nein, an diese Roststelle werde ich mich nicht legen.

Aus der Traum, jetzt muss ich auf die gegenüberliegende Seite nach Kuivasto und mich dort in die neu gebaute Marina legen. Das aber heißt noch einmal eine Stunde, die ich segelnd brauche und als ich dann da ankam, war es 21:00 und die Sonne gerade unter gegangen.

Ich war, gebe ich zu, sehr frustriert.
Ich hatte mich auf diesen Gang in den Supermarkt nach drei Monaten finnischer Abstinenz ziemlich gefreut – und hier nun diese Absteige, wo alles natürlich schon geschlossen hat.

OK. Müssen wir durch.

Essen warm machen und dann in die Koje. War ein langer, anstrengender Tag, der soooooo schöööön begann und dann diesen leider etwas abgeschmackten Abschluss fand.

Kein Bier mehr zum Abschluss diesen wunderschönen Tages.

Schade.

 

 

 

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